2.12.2025

Daniel Osterwalder

Mit den Händen denken – Facilitation mit LEGO® SERIOUS PLAY®

Facilitation, Lego Serios Play - Veränderung mit den Händen greifen.

Mit den Händen denken bedeutet, dem Unausgesprochenen Form zu geben. LEGO® SERIOUS PLAY® ist für mich kein Workshop-Tool, sondern ein Raum für Tiefe: für echte Begegnung, präzise Fragen und Geschichten, die nur entstehen, wenn Menschen bauen, bevor sie reden.

Es gibt Momente im Leben von Gruppen, in denen Worte zu eng werden. In denen das Denken in unseren Köpfen kreist wie ein Vogel, der den Weg aus dem Raum nicht findet und immer wieder ans Fenster kracht. Wir reden, analysieren, erklären — und merken doch: Es fehlt an allem. Und vor allem ganz grundsätzlich an einem: Wir kommen nicht weiter!

Und dann berühren Menschen die Legosteine.
Unerwartet und auch zögerlich. Oder mit viel Klarheit, die fast einem Erschrecken gleichkommt.

Die Hände beginnen zu bauen, noch bevor der Kopf nachkommt und sich irgendwelche Gedanken nach-denkt (neurologisch geht ja alles viel schneller, als wir meinen und unsere Gedanken in Sätze verbaut haben). Etwas wächst. Etwas, das vorher nicht greifbar war. Und etwas, das im Raum schon lange da war, aber keine Form fand. Genau: Auch der berühmte Elefant!

In solchen Momenten zeigt sich, warum LEGO® SERIOUS PLAY® für mich nicht einfach ein Tool ist, sondern eine Einladung.

Lego Serious Play ist eine Einladung

Eine Einladung, die Welt mit den Händen zu verstehen.
Eine Einladung, die Geschichten, die feststecken, nach außen zu holen und uns dabei zu unterstützen, überhaupt wieder Geschichten erzählen zu können.
Eine Einladung, den Menschen und ihren inneren Bildern zuzuhören.

Oft wird LEGO® SERIOUS PLAY® als buntes Happening verstanden, als „Höher! Schneller! Kreativer!“-Ereignis. Und auch als Methode, mit der man "alles" machen, lösen und erledigen kann.
Ich kenne diesen Modus. Ich nenne ihn den Tschaka-Modus: Viel Energie, wenig Erdung und nicht so viel Verbindung zu sich, zueinander, zum Thema und zur Welt.
Zwar ein fröhliches Geklapper, das aber kaum berührt oder halt vor allem bunt ist.

So wollen wir nicht arbeiten, gerade auch angesichts der Komplexität von Fragestellungen die uns als Menschen, Teams und Unternehmen umtreiben.

Wir suchen eher das Leise im Lauten.
Das Tiefe im Verspielten.
Das Lebendige im Material, das wir einsetzen und das so richtig zum Tanzen kommt, wenn Hände die vielen bunten Steine durcheinander wirbeln.

Facilitation bedeutet für mich, Räume zu öffnen, in denen Menschen sich selbst begegnen — und einander. Um gemeinsam Tiefe zu entwickeln und zu erkunden und vielleicht auch, um den Schatz, den eigentlichen Schatz des Arbeitens zu heben.
Als Menschen, die etwas wollen, etwas brauchen, etwas suchen und sich auch finden lassen.

Und wenn Worte es nicht tun, dann tun es eben die Hände, die uns führen.


Die Kunst der Frage

LEGO® SERIOUS PLAY® funktioniert nicht, weil die Steine bunt sind, sondern weil wir die Fragen tief genug stellen.

Eine gute Frage ist kein Werkzeug.
Sie ist ein Gefäß und ein Raum und so auch ein Atemzug des Denkens.

Wir öffnen damit Türen und Fenster, geben dem Denken aus den Händen eine richtig gute Chance, Dinge zu öffnen, die lange verschlossen waren:
einer Ahnung, einem Konflikt, einer Vision, einem Schmerz, einem Mut.

Als Facilitatorin ist mein eigentlicher Beruf nicht das Moderieren, sondern das Haushalten mit Aufmerksamkeit, das Hüten von Übergängen, das Begleiten von Gruppen, die sich gerade selbst überraschen - in einem sicheren Raum.

Und genau hier beginnen die Steine zu sprechen.

Wenn Hände Geschichten erzählen

Jedes Modell ist so gesehen ein Artefakt einer inneren Wahrheit, die wir über das Bauen sichtbar machen können. Und wenn wir individuelle Modelle verbinden können, arbeiten wir mit diesen individuellen Artefakten von Wirklichkeit
Manchmal klar, manchmal verworren, manchmal explosiv:

  • Ein Turm, der wankt.
  • Eine Brücke, die fehlt.
  • Ein kleines Männchen, verloren in einer Wüste aus grauen Platten.
  • Ein Duplo, das plötzlich eine Bedeutung bekommt, ohne dass jemand weiß, warum.

Wenn Menschen anfangen, ihre Modelle zu erklären, erzählen sie oft mehr über ihr Leben, ihr Team, ihre Organisation, als sie in einer Stunde Gespräch je gesagt hätten.

Und wenn die individuellen Modelle zu einem gemeinsamen Modell verwoben werden, dann entsteht nicht nur eine visuelle Landkarte, sondern eine kollektive Metapher, die der Gruppe gehört. So vielschichtig, wie Menschen nun einmal sind. So widersprüchlich. Und schliesslich: So tief.

Unser Training – eine Schule des Sehens

In unseren Trainings geht es nicht darum, mit Steinen „lustige Workshops“ zu basteln, sondern darum, das Sehen zu lernen. Und das Hören zwischen den Worten, das Fühlen zwischen den Fingern und das Spüren von Dynamiken, lange bevor sie explodieren.

Wir beginnen klein, fast schüchtern und bauen dann größere Modelle .
Wir erzählen und verknüpfen. Wir reflektieren und verstören. Und wir bauen, und im Bauen geschieht etwas, das tiefer ist als Technik: Es ist Begegnung.

Du lernst die Essenz von LEGO® SERIOUS PLAY® — nicht als Methode, sondern als Haltung, als Körperwissen, als Facilitation in ihrer radikalsten Form:
Wahrnehmen, halten, fragen, zeigen, verwandeln.

Und wozu das Ganze

Weil Menschen mehr sind als ihre Worte. Weil Organisationen mehr wissen, als sie ausdrücken können. Weil Veränderung oft erst sichtbar wird, wenn sie Form bekommt.

Und darum arbeiten wir so:

  • Mit den Händen denken bedeutet:
  • Unsere Intuition ernst nehmen.
  • Unser implizites Wissen freilegen.
  • Komplexität begreifen, ohne sie zu banalisieren.
  • Und zusammen etwas bauen, das trägt — auch wenn im echten Leben der Wind kommt.

Und, wie brauchst du deine Hände?

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